Kundgebung gegen die Blockade der FDP in Hannover am 07.02.2024 um 12 Uhr

Sharepic zur Demo am 07.02.2024 um 12 Uhr bei der FDP Hannover, Hildesheimer Str. 7, 30169 Hannover. Der Text lautet: Menschenrechte weltweit stärken. Für ein wirksames EU-Lieferkettengesetz. Gegen die Blockade der FDP.

Mit den neuen Regulierungen durch die europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) ist unser aller globales Wirtschaften angesprochen, ob als Institutionen oder als Einzelpersonen. Zahlreiche soziale und ökologische Missstände, die alltäglich von uns im wahrsten Sinne des Wortes „in Kauf genommen“ werden müssen, sollten mit diesem Gesetz zumindest abgemildert und damit dem Geist der UN Nachhaltigkeitsziele 1, 2, 8, 12 und 13 (um nur einige zu nennen) entsprochen werden.

Die Minister Buschmann und Lindner kritisieren und blockieren den jetzt gefundenen Kompromiss mit z.T. unverständlichen Argumenten (nachzulesen im öffentlich gewordenen Schreiben, abrufbar hier:https://correctiv.org/aktuelles/wirtschaft/2024/02/01/fdp-ist-nun-offen-gegen-das-eu-lieferkettengesetz/). Es wirkt sehr stark so, als ob der FDP-Vorstandsbeschluss vom 15.01.24 zuerst da war und dann die Kritikpunkte entwickelt wurden, weil der Minister Buschmann an der Entwicklung der deutschen Position im Trilogverfahren mitbeteiligt war und diese bisher mitgetragen hat.

Gegen diese Haltung der FDP wollen wir am 07.02. um 12 Uhr demonstrieren. Dazu versammeln wir uns vor der FDP Hannover in der Hildesheimer Str. 7.

Denn die Argumente sind falsch:

​​​​​1. Das Haftungsrisiko ist minimal. Dafür sorgt die Formulierung des Gesetzes, die dazu führt, dass eine Haftung nur dann in Frage kommt, wenn der Sorgfaltspflichtenverstoß die Verletzung von Menschenrechten hätte verhindern können. Wie hoch diese Hürde ist, sieht man an den Verfahren in Frankreich unter dem dortigen Loi de Vigilance, wo es 7 Jahre nach Verabschiedung gerade mal eine Handvoll Verfahren gibt, von denen bisher keins in einer Haftung von Unternehmen endete. Die Haftung ist trotzdem wichtig, um in den Fällen, in denen tatsächlich ein ausreichendes Nachkommen der Sorgfaltspflichten Rechtsverstöße hätte verhindern können, individuelle Abhilfe zu ermöglichen. Eine Haftung gibt es ausschließlich für eigenes Verhalten.

  1. Die EU-CSDDD schafft Bürokratie ab: Unternehmen ab 500 bzw. ab 250 Mitarbeitenden sind ab 2025 verpflichtet nach der EU-CSR-Berichterstattungsrichtlinie über diverse Faktoren außerhalb ihres unmittelbar wirtschaftlich wirkenden Geschäftsumfeldes zu berichten. Das ergibt auch Sinn, um Unternehmen resilienter zu machen. Die Berichte nach der EU-CSDDD sind abgestimmt auf die Berichte nach der CSR-Richtlinie, weshalb gerade eine Doppel-Berichterstattung vermieden wird. Das ist ein Vorteil gegenüber dem deutschen LkSG.
  2. Die EU-CSDDD schafft durch den Ansatz der Inbezugnahme der gesamten Lieferkette unter der entscheidenen (!) Maßgabe, einer angemessenen Schwerpunktsetzung einen fokussierten und angemessenen Ausgleich. Entscheidend ist nicht mehr die Stufe der Lieferkette, sondern die Einflussmöglichkeit, die Nähe zum europäischen Unternehmen und die tatsächliche Gefahr für Menschenrechte. Die Berichte zu Zulieferern in Deutschland können deshalb in Zukunft deutlich kürzer ausfallen, dafür wird aber ein Fokus gesetzt auf die Orte an den die „most salient rights“ in den Blick genommen werden sollten. Damit schafft die EU-CSDDD eine Fokussierung im Einklang mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte von 2011, die von den Unternehmen sowieso beachtet werden und stellt eine Erleichterung für deutsche Unternehmen gegenüber dem LkSG dar.
  1. Die nach der EU-CSDDD zusätzlich in den Anwendungsbereich fallenden Unternehmen sind weitgehend heute schon verpflichtet als nachgelagerte Zulieferer gegenüber den vom LkSG verpflichteten Unternehmen Berichte zu erstatten und die Verpflichtungen stehen stets unter dem Angemessenheitsprinzip. Eine Überforderung ist schlicht nicht zu erwarten. Zahlen des Handelsblatt Research Insitute zeigen, dass viele kleine und mittlere Unternehmen mit einer bis drei Vollzeitstellen die Aufgaben bearbeiten können. Soweit die Befürchtung geäußert wird, dass kleinere Unternehmen in Risikobranchen tätig sind, ist es sehr angemessen z.B. von Unternehmen in der Baubranche genauer darauf zu achten, dass das MiLoG eingehalten wird. Dazu sind sie aber bereits aufgrund anderer Gesetze verpflichtet.
  2. Die Unternehmen sind bereits deutlich weiter als die FDP-Position: Die große Mehrheit der Unternehmen erwartet positive Auswirkungen von der Umsetzung des Lieferkettengesetzes, sie erwarten einen return on Investment (Inverto, siehe unten). Die Kosten sind dabei überschaubar. Das zeigen Untersuchungen des Handelsblatt Research Institute. Das Tochterunternehmen der BCG, inverto, hat 600 Unternehmer:innen befragt und kommt zu dem Ergebnis, dass 78 % die Umsetzung mit Herausforderungen für „realisierbar“ halten, sie fühlen sich „gut aufgestellt“ (https://www.inverto.com/de/publikationen/eu-lieferkettengesetz-studie-zeigt-inwieweit-einkauf-und-supply-chain-management-geruestet-sind/).

Deshalb rufen wir zur Demo am 07.02. um 12 Uhr vor der FDP Hannover an der Hildesheimer Str. 7 auf. Wenn Sie kommen wollen, sagen Sie uns gerne per Mail an kontakt@tragbarer-lebensstil.de bescheid.

Mehr Informationen unter https://lieferkettengesetz.de/2024/01/19/fdp-setzt-glaubwurdigkeit-deutschlands-aufs-spiel/

Gerne weiterleiten!

Veranstaltungshinweis: Verantwortung für Lieferketten in der sozial-ökologische Transformation am 12.09. von 15 – 18 Uhr

Keynote, Podiumsdiskussion und Get Together zum neuen Lieferkettengesetz im Aufhof

Das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz stellt betriebliche Interessensvertretungen und Gewerkschaften vor neue Herausforderungen und bietet Möglichkeiten, die sozial-ökologische Transformation im Sinne der Beschäftigten zu gestalten. Prof. Dr. Reingard Zimmer, Professorin für deutsches, europäisches und internationales Arbeitsrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin führt mit einer Keynote in das Thema ein. Anschließend findet eine Podiumsdiskussion mit Gewerkschafter*innen und Politik statt.

Eine Freistellung für Betreibs- und Personalräte ist möglich.

Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten. Anmeldeschluss ist der 05.09.2023 (Anmeldungen sind wohl weiterhin möglich und es ist auch möglich ohne Anmeldung zu kommen)

Die Veranstaltung findet vom 15-18 Uhr statt. Im Anschluss laden wir zu einem „get together“ ein.

Die Veranstaltung im Rahmen des Projektes „Sozial-ökologische Transformation“ wird unterstützt durch die Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit (NAN).

Weitere Informationen und Anmeldung unter: https://www.koop-hg.de/angebote-und-projekte/termine/termine-details/verantwortung-fuer-lieferketten-in-der-sozial-oekologische-transformation/2023-09-12_1500

Veranstaltungshinweis: maldekstra Salon: Ausbeutung entlang der Lieferkette – 29.03.2023, 16-18 Uhr

Die Verantwortung der globalisierten Bekleidungsindustrie in Südasien

Die Rosa Luxemburg Stiftung lädt ein zur folgenden Veranstaltung, auf die wir gerne hinweisen:

„Am 24. April 2013 kamen beim Zusammensturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch über tausend Menschen ums Leben. Die Katastrophe brachte neue Aufmerksamkeit für die Missstände in den globalen Textillieferketten. In Südasien trägt die Textilindustrie in manchen Ländern bis zu 14 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und schafft Millionen Arbeitsplätze für Menschen mit geringem Bildungsstand, allen voran für Frauen. Dabei sind die Produkte größtenteils für den Export nach Europa und in die USA bestimmt.

Wir wollen mit Vertreter*innen aus Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Pakistan, Sri Lanka und Deutschland darüber diskutieren, wie sich die Textilindustrie in Südasien und die globalen Lieferketten in den letzten zehn Jahren verändert haben. Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Arbeitsbedingungen in der Branche? Für welche Anliegen kämpfen die Arbeiter*innen und Gewerkschaften? Welche Hoffnungen entstehen durch das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und ähnliche Instrumente auf europäischer oder internationaler Ebene?
 

Mit:

Karthika Nadarajah (Comdu.it)
Nasir Mansoor (National Trade Union Federation, Pakistan)
Sina Marx (Femnet)

Moderation: Nadja Dorschner, Rosa-Luxemburg-Stiftung Südasien

Die Veranstaltung findet hybrid statt, für eine Online-Teilnahme folgen Sie bitte dem Link: https://us06web.zoom.us/j/84236592024

Veranstaltungssprache ist Englisch, sowohl online als auch vor Ort im Salon ist eine deutsche Übersetzung verfügbar.“

Do. 01.12.2022 – 18 Uhr – Prof. Dr. Markus Wissen – Ökologische Krise und imperiale Lebensweise

Es ist schon fast ein Gemeinplatz geworden, dass wir in einer Zeit voller sich verstärkender Krisen leben: Galoppierende Energiepreise mit damit einhergehender Inflation, Hitze und Dürre im Sommer in Europa, Überschwemmungen in Pakistan …

Die sich ständig verschärfende ökologische Krise ist allgemein sichtbar geworden – und das alles vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Der Klimawandel macht keine Pause – und nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen sind sich darin einig, dass großer Handlungsdruck besteht.

Im krassen Widerspruch dazu stehen aber aktuelle Vorschläge und Maßnahmen, die entweder zögerlich erscheinen oder sogar eine Revitalisierung von Kohle- und Atomkraft fordern.

Mit Markus Wissen, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, wollen wir an diesem Abend diskutieren, wie sich dieser Widerspruch erklären lässt und sich auf der anderen Seite in dieser Krise auch Strategien und Handlungsfelder ergeben, die den angesprochenen Problematiken begegnen können. 2017 hat er gemeinsam mit Ulrich Brand das Buch „Imperiale Lebensweise“ veröffentlicht, das u.a. feministische Sichtweisen auf globale Machtverhältnisse aufgegriffen und wertvolle Anregungen für solidarische Handlungsperspektiven aufgezeigt hat.

Eintritt frei.

Eine Veranstaltung, organisiert von:

3WF Hannover – Forum für eine andere Welt e.V.
in Kooperation mit Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen,
ver.di Frauen Hannover-Heide-Weser, Bildungswerk ver.di
Niedersachsen, DGB Region Niedersachsen-Mitte, Initiative
auf der Suche nach einem Tragbaren Lebensstil und Institut
für Soziologie der Leibniz Universität Hannover.

Veranstaltung: Reclaim the Game – WM22 Katar – Mittwoch, 21.09.2022 – 19 Uhr – Kulturpavillon

Reclaim the Game – WM22 Katar: Foulspiel mit System

Ob Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften: Sportgroßveranstaltungen kommen zunehmend in die Kritik, da mit ihnen nicht nur massive Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch, sondern auch Ausbeutung, Vertreibung und Unterdrückung einhergehen. Um die Infrastruktur für die sportlichen Großevents bereitstellen zu können werden von überall her Arbeitskräfte rekrutiert. Häufig sind sie innerstaatliche und/oder internationale migrantische Arbeiter*innen, deren Beschäftigung durch prekäre Arbeits- und Arbeitsschutzgesetze nur unzureichend geschützt ist. Das bestätigen die enorm hohen Todeszahlen auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft in Katar, die Schätzungen zufolge bei mindestens 6500 liegen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen in Katar, die zu großen Teilen aus Südasien kommen, möchten wir vor der Fußballweltmeisterschaft 2022 genau unter die Lupe nehmen.

Aus diesem Grund haben wir vier Gäste aus Nepal und Kenia eingeladen, die von ihren Erfahrungen auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft 2022 und von ihren Kämpfen, um die Arbeitsbedingungen in Katar für migrantische Arbeiter*innen zu verbessern, berichten. Gemeinsam mit dem Publikum möchten wir zudem über Handlungsmöglichkeiten hierzulande sowie einen angemessenen Umgang mit derartigen Großevents diskutieren.

Unsere Gäste sind:
BINDA PANDEY, die als stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) für den nepalesischen Gewerkschaftsdachverband GEFONT– General Federation of Nepalese Trade Unions an den Verhandlungen mit der katarischen Regierung beteiligt war, heute Abgeordnete im nepalesischen Parlament für die Communist Party of Nepal (Unified Marxists-Leninists).

KRISHNA SHRESTHA, Vertreter des nepalesischen Migrant Workers Network in Katar
JEEVAN KC, Mitglied des Migrant Workers Network und health, safety and environmental supervisor auf den Baustellen in Katar.

MALCOLM BIDALI, ehemaliger migrantischer Arbeiter in Katar und Mitgründer von Migrand Defenders, Kenia.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Rosa-Luxem-
burg-Stiftung Nds. in Kooperation mit dem Kulturzentrum Pavillon und
dem Bildungswerk ver.di Niedersachsen.

Hinweis auf Veranstaltung von Sahakom: „Made in Cambodia? Textilindustrie zwischen Ausbeutung und Perspektive“ – Event am 09. Juli 2022 in Braunschweig

Made in China, Made in Bangladesh, Made in Vietnam oder Made in Cambodia: Der Großteil unserer Mode wird in Ländern Südostasiens hergestellt, oftmals unter menschenrechtsunwürdigen Bedingungen, ohne jeglichen Arbeitsschutz, zu unfairen Löhnen und zermürbenden Arbeitszeiten.

Doch wie kann „Made in Cambodia“ auch für Qualität, Fairness und Nachhaltigkeit stehen? Bei unserer nächsten Veranstaltung betrachten wir die Lage der Textilindustrie in Kambodscha, auch unter Berücksichtigung unserer Verantwortung als Konsument:innen im Globalen Norden und zeigen Chancen und Herausforderungen der internationalen Zusammenarbeit, diese dreckige Branche nachhaltig zu gestalten.

Dafür begrüßen wir am Samstag, 09. Juli 2022 erfahrene Referent:innen und freuen uns auf einen kritischen Austausch mit allen Teilnehmenden!

17.30 Uhr – Einlass

18.00 Uhr – Beginn des Events mit Einführung in die Thematik, Vortrag von Referentin Lisa Ramershoven (Expertin für Textilindustrie Asien) und Diskussion

20.00 Uhr – Get Together und Open End

Der Eintritt ist frei, Spendengelder kommen der Arbeit unserer Partnerorganisation New Future for Children in Phnom Penh, Kambodscha zugute.

Ort: Räumlichkeiten des CVJM Braunschweig (Wollmarkt 9, 38100 Braunschweig)

Link zur Facebook Veranstaltung // Link zur LinkedIn Veranstaltung

Quelle: Sahakom.org

Vorläufige Einordnung des Vorschlags für ein „EU-Lieferkettengesetz“

Wir von der Initiative tragbarer Lebensstil haben uns den Vorschlag der EU-Kommission vom 23.02.2022 angeschaut. Nach monatelangem Ringen innerhalb der Kommission und mehrmaliger Verzögerung – auch durch das sog. Regulatory Scrutiny Board – wurde der Vorschlag veröffentlicht.

Unsere erste Einschätzung:

Das Fazit vorweg: Es gibt Elemente, die sind ambitionierter als das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Z.B. enthält der Annex I (Hier gehts zum Download) deutlich mehr völkerrechtliche Verträge als der Katalog des § 2 I i.V.m. Annex des deutschen Lieferkettengesetzes vorsieht.
Außerdem enthält das Gesetz eine zivilrechtliche Haftungsgrundlage, die neben die Haftung tritt, die es bisher in Ausnahmefällen geben kann. Das ist gut, wenn das so bleibt. Zugleich bleibt das Gesetz sehr beschränkt in seiner Reichweite (voraussichtlich nur 1. Stufe der Lieferkette) und Kläger:innen sehen sich vor europäischen Gerichten vor allem beinahe unüberwindbaren praktischen Hürden gegenüber.

Etwas ausführlicher:

Anscheinend hat die Kommission einen großen Anteil vom deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz „kopiert“. Vieles ist ähnlich von der Konzeption und vom Aufbau, bis hin zu den verwendeten Worten. So soll grdsl. auch eine behördliche Überwachung der Einhaltung der Pflichten durch nationale Behörden eingeführt werden. An sich war das deutsche Gesetz aber auch rechtstechnisch sinnvoll gemacht. Beachtenswert ist im Vergleich zum deutschen Gesetz ist:

1. Die Verantwortung besteht nicht entlang der gesamten Lieferkette, sondern für eigenes Handeln, das von Tochterunternehmen und von Unternehmen mit denen eine „established business relationship“ besteht (Siehe Art. 1 des Vorschlags). Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen – wie im deutschen Gesetz – um die 1. Stufe der Lieferkette (Tier 1). Es muss aber noch etwas hinzutreten, als bloß eine einmalge Lieferung. Vielmehr braucht es so etwas wie ein mehrfaches Handeln und eine etablierte Verhandlungsbasis. Angesichts dessen, dass die Käufer-getriebenen Lieferketten, wie z.B. Textil, besonders anfällig für Menschenrechtsverletzungen sind, ist das etwas unverständlich. Das stutzt den tatsächlichen Einfluss der Regelung sehr ein.

2. Der Vorschlag würde – wenn in den Mitgliedsstaaten umgesetzt – als Gesetz Anwendung finden auf Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen (und 150 Millionen € Umsatz), und auf Unternehmen, die 250 Mitarbeiter:innen (und 40 Millionen € Umsatz) haben, wenn 50 % des Umsatzes aus besonders risikoreichen Sektoren kommen (Siehe Art. 2). Zu den Risikosektoren gehört z.B. auch Textilien. Das ist sehr zu begrüßen und würde zu einer starken Erweiterung des Anwendungsbereichs des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz führen.

3. Nach Art. 7 und 8 des Vorschlags sind die Unternehmen zur Ergreifung von Maßnahmen zum Abstellen von Menschenrechtsrisiken verpflichtet. Diese Verpflichtung ist weitergehender als die im deutschen LKG vorgesehenen Pflichten.

4. Die (gegenüber dem deutschen Gesetz neue und zusätzliche) Haftungsregel ist sehr beschränkt (Art. 22 des Vorschlags), weil nur für Schäden gehaftet werden soll, die entstehen, weil ein Unternehmen seine nach Art. 7 und 8 EU-LKG bestehende Pflicht zur Reduzierung der (vorher) bestehenden Gefahr nicht ausreichend wahrgenommen hat. Das ist in Frankreich ähnlich geregelt und diesen Nachweis zu erbringen ist sehr, sehr schwer. Aber es ist trotzdem ein großer Schritt, wenn es so ähnlich kommt, gerade auch weil es einfach insgesamt schwer ist zu regeln. Schon seit langem dreht sich aber die Diskussion bei Zugang zu effektivem Rechtsschutz für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen vor allem auch um praktische Hürden. Hierzu ist im Vorschlag bisher nichts vorgesehen.

5. Mit Art. 15 sollen Staaten eine Verpflichtung für Unternehmen schaffen „den Klimawandel zu bekämpfen“, was sich vor allem auf den 1,5 Grad-Pfad bezieht. Was das genau bedeutet, muss man in Zukunft sehen. Hier könnte sich jedoch viel Potenzial für die Einbeziehung der Privatwirtschaft in die Bekämpfung des Klimawandels ergeben.

Hier gehts zum Vorschlag der Kommission:

Hier gehts zu weiteren Hinweisen und Anmerkungen zum Vorschlag der EU-Kommission:

Slow Fashion und Alternativer Konsum in Hannover – 9. März 19:30 Uhr – Anmeldung erforderlich.

9. März 2022, 19.30 – 21.00 Uhr, online über Zoom

Zum Ende der Ausstellung stellen wir einige der Möglichkeiten für Slow Fashion und alternativen Kleidungskonsum in Hannover vor.

Hannover ist weder Hamburg noch Berlin, trotzdem gibt es auch hier Möglichkeiten jenseits von Fast Fashion: Kleidung aus ökologischen Rohstoffen, fairer Produktion oder auch secondhand. Mit einigen hannoverschen Akteur*innen wollen wir über Slow Fashion, alternativen Konsum und Soziale Verantwortung diskutieren.

Die Diskussionsteilnehmer*innen:

· Die Initiative „Tragbarer Lebensstil“, die sich als Regionalgruppe Hannover der Kampagne für Saubere Kleidung für bessere Bedingungen bei der Herstellung von Kleidung einsetzt.

· Das Sozial-Kaufhaus fairKauf, das insbesondere Secondhand-Kleidung anbietet.

· Die Bloggerin Julia-Maria Blesin (Nicetohave Mag), die über faire und nachhaltige Produkte schreibt.

Die Moderation übernimmt die Journalistin und Moderatorin Tanja Schulz.

Anmeldung erforderlich unter: nachhaltigkeit@hannover-stadt.de.
Die Zugangsdaten zur Veranstaltung werden nach der Anmeldung per Mail verschickt.

Eine Veranstaltung vom:
Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro der Landeshauptstadt Hannover

www.hannover-nachhaltigkeit.de

Weitere Informationen unter www.useless-ausstellung.de

Von der imperialen zur solidarischen Lebensweise – 12. Januar 2022, 19:30 Uhr

Umweltverschmutzung und Ausbeutung sind Folgen von Fast Fashion. Aber eine andere Welt ist möglich – solidarisch statt zerstörerisch. Fast Fashion ist Teil der vorherrschenden „imperialen Lebensweise“. Diese ist Folge politischer Entscheidungen und unseres täglichen Handelns. 

Eine andere Welt wäre machbar, doch wie kann das gelingen? Tobi Rosswog vom ILA-Kollektiv führt in das Konzept der imperialen Lebensweise ein. Darauf aufbauend wollen wir gemeinsam Strategien und Schritte zu einer solidarischen Lebensweise erarbeiten.

Von der imperialen zur solidarischen Lebensweise – 12. Januar 2022, 19:30 Uhr

Die Veranstaltung findet über Zoom statt:

https://hannover-stadt-de.zoom.us/j/66504203172?pwd=bUlCS1F6QUZPS21mZkY0cmZCWGJldz09

Meeting-ID: 665 0420 3172

Kenncode: 692099

Eine Veranstaltung von:

Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro der Landeshauptstadt Hannover in Kooperation mit der Initiative Tragbarer Lebensstil.

www.hannover-nachhaltigkeit.de

Weitere Informationen unter www.useless-ausstellung.de

Aktion bei Olymp in Hannover am 20.12.2021

Die Bekleidungsfabrik Orljava steht in Požega im östlichen Kroatien.

Seit 1969 produziert Orljava Hemden hauptsächlich für die „gehobene“ deutsche Marke Olymp. 2019 wurde auf der Olymp-Website „Goldene Hochzeit“ gefeiert. Trotz der langjährigen und offenbar vorteilhaften Geschäftsbeziehungen (Olymp zahlte nur ca. 5 Euro Einkaufspreis) wurden im ersten Lockdown 2020 Bestellungen storniert und ab April 2021 keine neuen Aufträge vergeben. Im März 2020 hatten die Beschäftigten angefangen, sich gegen viel zu geringen Löhne, unregelmäßige Zahlungen und schlechte Arbeitsbedingungen zu wehren.

Hier ein Bericht der CCC über die Situation im März 2021

Inzwischen hat die Fabrik Insolvenz angemeldet. Im Durchschnitt haben die Arbeiter:innen ein Anrecht auf acht Monatslöhne Entschädigung. Nach öffentlichen Protesten im September 2021 wurden je drei Monatslöhne ausgezahlt. Die Summe der noch ausstehenden Zahlungen an die Arbeiterinnen beläuft sich auf ca. 500.000 Euro.

Olymp weigert sich seit Mai 2021, sich zu einer Beteiligung an den Entschädigungszahlungen zu äußern. Deshalb haben wir uns entschieden, am 20.12.2021 einen offenen Brief der Orljava Beschäftigten an die Geschäftsleitung der Olymp Bezner KG in der Filiale in der Ernst-August-Galerie in Hannover zu übergeben. Dabei haben wir auch die Öffentlichkeit auf das Verhalten der schwäbischen Firma aufmerksam gemacht, dass im krassen Gegensatz zu den Beteuerungen auf ihrer Website steht.

Mehr Informationen auf der Seite der CCC: