von Sophie Wenkel
Während ‚Social Distancing‘ zum gesellschaftlichen Credo geworden ist, wirkt die Corona-Krise in der Textilindustrie eher wie ein Motor für ‚Moral Distancing‘. Denn seit Beginn der wirtschaftlichen Talfahrt stornierten Firmen Bestellungen in Milliardenhöhe bei ihren Zuliefern und verweigerten mitunter gar die Zahlungen für bereits gelieferte Waren. Dabei sind die Leidtragenden zumeist die Menschen, die ganz am Anfang der Lieferkette stehen – Näher*innen und Arbeiter*innen, die die Textilien in Ländern des globalen Südens herstellen.
Dem könnte ein Lieferkettengesetz entgegenwirken. Dieses würde ermöglichen, deutsche Unternehmen, die Produkte die aus Kinderarbeit oder ohne Einhaltung ökologischer Standards produziert wurden, rechtlich zu belangen. Bisher war das noch nicht möglich, erklärte Miriam Saage-Maaß beim Online-Lunchtalk zum Lieferkettengesetz der ‚Initiative für ein tragbareren Lebensstil‘ am 29. September 2020. Dafür zog die Rechtsanwältin und stellvertretende Legal Director des European Center for Constitutional and Human Rights das Beispiel des ‚Kik-Prozesses‘ heran.