2013 veröffentlichte H&M seine “Roadmap towards fair living wages” (deutsch: Strategiepapier zur Umsetzung existenzsichernder Löhne) und gab damit rund 850,000 Arbeiter*innen die Hoffnung auf einen existenzsichernden Lohn bis 2018. Die Veröffentlichung brachte dem Unternehmen sehr viel positive Medienberichterstattung.
Doch seit dem hat H&M sein Bekenntnis mehrmals umgeschrieben und aktuell gibt es keine Spur mehr von dem Versprechen auf existenzsichernde Löhne in der Unternehmenskommunikation. Heute veröffentlichte Rechercheergebnisse enthüllen, dass viele Arbeiter*innen in „Vorzeige“-Zulieferfabriken des Modekonzerns H&M unter der Armutsgrenze leben.
Wer stellt her, was wir täglich auf unserer Haut tragen? Und unter welchen Bedingungen? Darum ging es in der Diskussion mit der Autorin Imke Müller-Hellmann am 13. September in Hannover.
3WF Hannover – Forum für eine andere Welt e.V., die Initiative „Tragbarer Lebensstil“, das Bildungswerk ver.di, ATTAC Hannover und das Friedensbüro Hannover, hatten gemeinsam zur Lesung „Leute machen Kleider“ in die ver.di Höfe eingeladen.
Und die hannoveraner Greenpeace-Gruppe hat mit einem Infostand über ihre DETOX-Kampagne informiert.
Imke Müller-Hellmann las aus ihrem im Jahr 2017 erschienenen Buch „Leute machen Kleider – Eine Reise durch die globale Textilindustrie“ und veranschaulichte sehr lebendig, die widersprüchlichen und ausbeuterischen Welten, in denen unsere Kleidung entsteht.
In der Diskussion ging es um die Frage, wie die Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können und wie die Beschäftigten in der Textilindustrie unterstützt werden können. Dabei hob Markus Wente von der IG Metall hervor, wie wichtig gewerkschaftliche Strukturen sind, um mit seinen Interessen überhaupt Gehör zu finden.
“Damit Menschenrecht in der Textilproduktion endlich durchsetzbar werden, muss es verbindliche Regeln zur Unternehmenshaftung auf Ebene der Vereinten Nationen geben!“, forderte Lisa Palm für die „Initiative tragbarer Lebensstil“. Und wies dabei auf die Kampagne Menschenrechte vor Profite hin.
Imke Müller-Hellmann beendete die Veranstaltung mit einem Aufruf, sich mit ausbeuterischen Verhältnissen nicht zufrieden zu geben und mutig andere Formen des Lebens und der Produktion auszuprobieren und durchzusetzen.
Die TeilnehmerI*nnen der Veranstaltung spendeten insgesamt 175 Euro, die je zur Häflte an die Kampagne saubere Kleidung und medico international gehen, um damit die gewerkschaftliche Organisation der TextiarbeiterInnen und ihren rechtlichen Schutz zu unterstützen.
CETA, das Umfassende Handels- und Investitionsschutzabkommen der EU mit Kanada, wird seit September 2017 in weiten Teilen vorläufig angewandt. Vollständig in Kraft treten kann es jedoch erst nach der Ratifizierung aller EU-Mitgliedstaaten. In Deutschland müssen sowohl der Bundestag als auch der Bundesrat CETA noch zustimmen.
„Entgiftet unsere Kleidung“ – Millionen Menschen unterstützen weltweit die Greenpeace-Kampagne. Mit großartigem Erfolg: Bereits 79 globale Modemarken von H&M über Adidas bis hin zu Aldi haben sich verpflichtet, bis 2020 Schadstoffe durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen. Greenpeace Detox-Kampagne
Die VeranstalterInnen der Lesung „Leute machen Kleider“ rufen zu Spenden für die Selbstorgansiation der TextilarbeiterInnen in den Produktionsländern auf:
1.) medico International, die konkret die pakistanische Gewerkschaft NTUF fördert, die vom Hafen, über die Baumwolle bis zu den Textilfabriken die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick nimmt.
2.) Die Kampagne für Saubere Kleidung / Clean Clothes Campaign Germany ist ein Netzwerk das sich für die Rechte der Arbeiter*innen und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Lieferketten der internationalen Modeindustrie einsetzt.
Vom 8. September an startet in Hannover die „faire Woche“. Zahlreiche Initiativen und Vereine bieten im September Veranstaltungen dazu an, wie unsere Lebensmittel und Konsumartikel erzeugt werden, welche Folgen damit verbunden sind und welche Alternativen es dazu gibt.
Eine kurze Zeit gab es die Hoffnung den KIK-Konzern unmittelbar in Deutschland für die Brandkatastrophe in der paktstanischen Textilfabrik Ali Entreprises haftbar zu machen. 2012 kamen dort 260 Menschen ums Leben.
Nun droht das Ende des Prozesses ohne Urteil, weil Verjährung geltend gemacht werden könnte.
2017 wurde von zahlreichen NGOs eine Initiative gegründet, um Unternehmensverantwortung im Völkerrecht zu verankern: „Menschen Recht vor Profit! UN Treaty“. Der KIK-Prozess zeigt deutlich, wie wichtig die UN-Treaty-Initiative ist.
Die Bundesregierung verweigert sich bisher diese Initiative zu unterstützen. Jetzt ist es an uns, für die Unternehmensverantwortung im Völkerrecht einzutreten. Wir sind für Ideen dazu dankbar. Und werden weiter informieren.
Ob im Supermarktregal, am Kleiderbügel oder im Internet – tagtäglich begegnen uns Produkte, deren Produktionsbedingungen aufgrund langer Lieferketten für uns oftmals unsichtbar sind. Über tausend Menschen sterben beim Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, da die Gewinne der Kleidermarken wichtiger sind als der Arbeitsschutz der Näher*innen. In der Demokratischen Republik Kongo arbeiten Kinder in Minen, um Kobalt für die Produktion von Autoteilen zu fördern. Rechte, die für uns in Deutschland selbstverständlich sind, werden durch Wirtschaftsunternehmen anderenorts oft verletzt – auch für Produkte „Made in Germany“.
Am Beispiel von Handys und Textilien wirft das Wochenendseminar einen kritischen Blick auf die weltweite Menschenrechtssituation in Lieferketten. Mit Expert*innen wollen wir die Hintergründe verstehen und Ursachen auf den Grund gehen. Seminarflyer mit Informationen zu ReferentInnen, Ablauf und Anmeldung
Woher kommt dein Shirt? Mit dieser Frage lädt der „VEN“ am 26. Juni herzlich zu einer Fotoaktion am Platz der Weltausstellung in Hannover ein. Die vielen Produktionsstationen eines Shirts machen es uns als Verbraucher*innen meist schwer nachvollziehbar, wie und unter welchen Bedingungen unsere Kleidung produziert wird. Wir möchten uns gemeinsam mit euch auf die Reise eures Shirts begeben. Dabei erfahrt ihr beispielhaft über den Baumwollanbau in Indien, wie aus der Baumwolle Stoff wird und wer das neue Lieblingsteil eigentlich zusammennäht.
Ort: Platz der Weltausstellung, Hannover
Datum: 26. Juni, 15-18 Uhr
Weitere Termine in den Regionen:
Lüneburg: 21.8.
Hann. Münden: 21.9.
Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück: Termine werden noch bekannt gegeben